Alles Legende. Legende, dass die Grüne Soße Goethes Leibspeise gewesen sei. Legende auch, dass sie gar ein Rezept der Frau Aja, Goethes Mutter, gewesen sei. So sollen alle Variationen des Frankfurter Nationalgerichts auf Frau Ajas Kochbuch zurückgehen. Auch das Legende, denn sie hatte gar kein Kochbuch, sondern benutzte und zitierte in ihren Briefen das Lindheimer’sche Kochbuch ihrer Großmutter.
Nix also war’s mit Goethe und der Grünen Soße. Er hat sie höchstwahrscheinlich gar nicht gekannt, geschweige denn jemals gegessen und zur Leibspeise erkoren. Goethe, der warmen Krautsalat mit Speck, Schwartenmagen, Teltower Rübchen, Wild und Artischocken schätzte, hat oft und viel übers Essen geschrieben. Hätte er da die Grüne Soße nicht ebenfalls erwähnt?
Das fände Doris Hopp nur logisch. Die Chefin der Bibliothek des Freien Deutschen Hochstifts-Goethemuseum Frankfurt beschäftigt sich seit über drei Jahrzehnten mit Goethe; ein Gutteil davon mit seinen Essgewohnheiten. Denn die gleichen Fragen häufen sich jedes Frühjahr, sobald die Saison für frische grüne Soße-Kräuter beginnt, und die appetitlich in weißes Papier gehüllten Kräuterpäckchen auf Frankfurter Marktständen feilgeboten werden. Auf jeder Packung ist das Rezept für “Echte Frankfurter Grüne Soße – Goethes Leibgericht” abgedruckt.
“Frei erfunden”, glaubt man den Goethe-Kennern Walter Michel und Herbert Heckmann. Sie vermuten, die Grüne Soße sei in Frankfurt überhaupt erst nach 1850 bekannt gewesen. Also lange nach Goethe, und noch länger nach seiner Mutter. Trotzdem hält der Streit um die Grie Soß’ die Geburtsstadt des Dichterfürsten seit Jahren in Atem.
Denn die Spielverderber vom Goethemuseum finden in der Goethe-Stadt wenig Gehör. So bleibt Doris Hopp nur der Trost an alle, die gern nach Goethes Gusto schmausen würden: Hätte er die Grie Soß’ gekannt, hätte er sie sicher geliebt. Denn frisches Gemüse war Goethe bekanntlich ja in vielerlei Gestalt lieb … .
Barbara Goerlich
nach Frau Rat Goethe?
Zutaten:
1 Eßlöffel Butter
1-2 Eßlöffel Mehl
¼ Liter heiße Milch
Salz, Pfeffer und Muskat
Saft von ½ Zitrone
6 Eßlöffel gehackte Kräuter, es sollten 7 verschiedene Sorten sein (je nach Saison Petersilie, Schnittlauch, Dill, Basilikum, Zitronenmelisse, Liebstöckel, Estragon, Kerbel, Salbei, Kresse)
Zubereitung:
Butter in einem Topf schmelzen lassen, Mehl einstäuben und goldgelb anschwitzen. Nach und nach unter ständigem Rühren mit heißer Milch auffüllen. 10 Minuten köcheln lassen. Kräuter untermischen und Soße mit Gewürzen und Zitronensaft abschmecken.